Mein Körper – zwischen Akzeptanz und Freude

Ich sehe ihn an.
Meinen Körper.
Der nach Schwangerschaft und Geburt nicht mehr derselbe ist.
Der Bauch ist weicher geworden, die Haut zeigt feine Linien, die Brüste haben sich verändert, das Becken wirkt breiter – und die Zahl auf der Waage ist nicht mehr die, die ich früher kannte.
Und trotzdem – oder gerade deshalb – schaue ich ihn mit einer anderen Haltung an.
Nicht mit Ablehnung. Nicht mehr mit Frust.
Sondern mit einer Mischung aus Anerkennung, Zärtlichkeit und Respekt.
Denn dieser Körper, mein Körper, hat ein Leben erschaffen.
Ein Körper als Zuhause
Wenn ich an die Monate der Schwangerschaft zurückdenke, wird mir bewusst, welch unfassbare Reise mein Körper durchlebt hat.
Er wurde zum Zuhause.
Ein warmer, beschützender Ort für einen kleinen Menschen, der in mir wachsen durfte.
Ich habe gespürt, wie er sich bewegt, wie er tritt, wie er lebt – und das alles in mir.
Kein Buch, kein Kurs, keine Erzählung hätte mir je vermitteln können, wie intensiv diese Verbindung ist.
Mein Körper hat sich nicht nur verändert – er hat funktioniert.
Er hat getragen, gehalten, ernährt, beschützt.
Und am Ende: geboren.
Ein Wort, so schlicht. Und doch so gewaltig in seiner Bedeutung.
Die Spuren des Wunders
Die Gesellschaft erzählt uns oft etwas anderes.
Sie spricht von „Wieder in Form kommen“, von „den alten Körper zurückbekommen“, von „Problemzonen“ und „After-Baby-Body“.
Aber was ist denn mit dem Wunderkörper, den wir haben?
Was ist mit dem Muttermund, der sich Zentimeter für Zentimeter öffnete?
Was ist mit dem Becken, das sich dehnte, um Raum zu schaffen?
Mit der Haut, die sich spannte, um Leben zu ermöglichen?
Jede dieser Veränderungen erzählt eine Geschichte.
Eine Geschichte von Mut, von Ausdauer, von Liebe.
Und ja – manchmal schaue ich in den Spiegel und wünsche mir einen anderen Anblick.
Weil ich geprägt bin. Von Bildern, von Erwartungen, von Filtern.
Aber dann halte ich inne.
Weil ich auch weiß, dass das, was ich dort sehe, Echtheit ist.
Erlebte, geliebte, gelebte Echtheit.
Mein Körper – nicht perfekt, aber wahrhaftig
Es gab Tage nach der Geburt, an denen ich mich fremd gefühlt habe in meinem Körper.
Ich erkannte mich nicht wieder.
Die Kleidung passte nicht. Die Haut war empfindlich. Ich war erschöpft – innen wie außen.
Aber mit jedem Tag, den ich meinen Sohn in den Armen hielt, mit jedem Blick in seine Augen, mit jedem neuen Lächeln, wuchs auch mein Mitgefühl für mich selbst.
Denn dieser Körper hat nicht versagt.
Er hat nicht aufgegeben.
Er hat gehalten.
Und das verdient keine Kritik – sondern Dankbarkeit.
Wie die Gesellschaft über den Körper spricht – und was wir ändern können
Unsere Gesellschaft hat ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Körper.
Einerseits wird er zelebriert – in Fitness-Posts, ästhetischen Bildern und Schönheitsidealen.
Andererseits wird er ständig bewertet.
Vor allem, wenn es um den Körper der Frau nach der Geburt geht.
Schnell tauchen Fragen auf wie:
- „Wann willst du wieder mit Sport anfangen?“
- „Hast du dein altes Gewicht schon wieder?“
- „Wie machst du das mit dem Stillen und Abnehmen?“
All das setzt unter Druck.
Weil es suggeriert: Du bist nur dann „wieder du“, wenn du aussiehst wie vorher.
Aber ich sage: Ich will gar nicht mehr aussehen wie vorher.
Denn ich bin nicht mehr dieselbe Frau.
Ich bin gewachsen – innerlich und äußerlich.
Ich bin gereift.
Ich habe ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Und mein Körper erzählt davon.
Leise, aber kraftvoll.
Neue Nähe – neue Liebe
Eines der schönsten Dinge, die ich seit der Geburt erlebe, ist die neue Nähe zu meinem Kind.
Wie selbstverständlich sich sein kleiner Körper an meinen schmiegt.
Wie er meine Wärme sucht.
Wie er meine Haut berührt – ganz ohne Bewertung.
Für ihn bin ich einfach: Mama.
Nicht „Mama mit mehr Bauch“.
Nicht „Mama mit Narben“.
Sondern einfach: der Mensch, bei dem er sich sicher fühlt.
Der Körper, der ihm Liebe gibt.
Mit jedem Stillen. Mit jedem Tragen. Mit jedem Halten.
Und das hat auch meine Perspektive verändert.
Ich sehe mich durch seine Augen.
Und da bin ich schön. Vollständig. Ganz.
Impulse für mehr Körperliebe
Wenn du gerade auch an dir zweifelst – hier ein paar Gedanken, die mir helfen:
- Sprich liebevoll mit dir selbst.
 Du bist dein Zuhause. Sei sanft.
- Vergleiche dich nicht mit anderen.
 Jeder Körper ist einzigartig. Jeder Weg ist anders.
- Nimm dir Zeit für dich.
 Auch kleine Rituale wie ein warmes Bad, ein Spaziergang oder eine Massage können Wunder wirken.
- Bewege dich nicht zum Abnehmen – sondern zum Wohlfühlen.
 Tanze, dehne dich, gehe spazieren – und spüre, was dir guttut.
- Verändere die Stimmen in deinem Kopf.
 Wenn du merkst, dass du dich selbst kritisierst, frage dich: Würde ich so mit meiner besten Freundin sprechen?
Und was ist mit Intimität?
Ein sensibles, aber wichtiges Thema.
Nach der Geburt ist oft alles anders – auch das Gefühl für Nähe und Sexualität.
Manche Mamas fühlen sich schnell wieder wohl, andere brauchen Monate oder Jahre.
Das ist okay.
Auch hier gilt: Nichts muss, alles darf.
Dein Körper darf sich neu kennenlernen.
Und auch dein Partner darf lernen, achtsam zu sein.
Sprich offen. Und sei ehrlich mit dir selbst.
Denn Intimität beginnt bei dir.
Bei deinem Gefühl für dich.
Bei deiner Freude an dir selbst.
Mein Weg zur Körperakzeptanz
Ich bin noch nicht angekommen.
Aber ich bin auf dem Weg.
Und das fühlt sich gut an.
Es gibt Tage, an denen ich zweifle.
Und es gibt Tage, an denen ich tanze – barfuß durch die Küche, mit meinem Kind auf dem Arm, lachend, schwitzend, glücklich.
Und genau diese Momente zeigen mir: Mein Körper ist lebendig.
Er ist Ausdruck meiner Geschichte.
Und die ist wunderschön.
Und du?
Wie fühlst du dich in deinem Körper nach der Schwangerschaft?
Was hat sich verändert?
Was hast du neu entdeckt oder lieben gelernt?
Schreib mir gern in die Kommentare – denn jede Geschichte verdient es, gesehen und gehört zu werden.
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