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Mein Handy und ich – Wie ich lerne, präsenter für mein Kind zu sein

Müde Mutter am Handy während das Baby in ihrem Arm schläft.


Ein ehrlicher Bericht über digitale Abhängigkeit, Elternsein und das Streben nach mehr Achtsamkeit


Wenn das Handy zum Schatten meiner Aufmerksamkeit wird

Wenn es eine Sache gibt, die mich an mir selbst wirklich stört, dann ist es diese:
Ich halte mein Handy zu oft in der Hand.

Klingt banal? Vielleicht.
Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hat dieses Gerät längst einen festen Platz in meinem Alltag eingenommen – so fest, dass es mir manchmal die Momente raubt, die ich eigentlich bewusst leben wollte.

Mal schnell eine Mail beantworten, eine Nachricht schreiben, ChatGPT um Rat fragen, ein Foto machen oder eine Sprachnachricht verschicken.
Und ehe ich mich versehe, sind 15 Minuten vergangen – Minuten, die ich eigentlich mit meinem Sohn verbringen wollte.

Dabei hatte ich mir doch geschworen: Ich will präsent sein.
Nicht nur körperlich – sondern wirklich da. Mit Kopf, Herz und Augen.
Doch die Realität sieht oft anders aus.


Warum greife ich ständig zum Handy?

Diese Frage habe ich mir viele Male gestellt. Und irgendwann bin ich auf eine einfache, aber tiefgreifende Erklärung gestoßen: Dopamin.

Was passiert im Gehirn?

Jedes Mal, wenn ich eine neue Nachricht lese, Likes bekomme, eine Info finde oder auf eine Notification reagiere, wird in meinem Gehirn Dopamin ausgeschüttet – ein Neurotransmitter, der das Gefühl von Belohnung, Erfolg und Neugier auslöst.

Mein Gehirn lernt schnell:
🧠 „Da passiert was! Guck wieder hin, es lohnt sich.“

Und so greife ich reflexartig zum Handy – nicht aus Langeweile, sondern aus einem unbewussten Suchmuster nach Bestätigung und Stimulation.


Verfügbarkeit ≠ Präsenz

Das Paradoxe ist: Ich bin immer erreichbar – aber nicht immer wirklich da.
Ich checke Nachrichten während mein Sohn spielt, scroll durch Instagram während ich warte, dass der Brei abkühlt. Und obwohl ich körperlich anwesend bin, bin ich emotional oft einen Schritt entfernt.

Das Schlimmste daran: Er merkt es.


Der eigentliche Leidtragende: Mein kleiner Panda

Bitte versteh mich nicht falsch:
Wenn mein Sohn mir etwas zeigt, bin ich aufmerksam. Ich reagiere. Ich lache, ich antworte, ich nehme ihn in den Arm. Aber ich merke auch: Er beobachtet mich.

Kindliche Strategien für Aufmerksamkeit

Manchmal kommt er zu mir mit einem Lächeln, das förmlich sagt: „Schau, Mama, ich bin da!“
Und manchmal testet er Grenzen – geht in Richtung Steckdose oder „frisiert“ Papas Fahrrad mit Spielzeug.

Diese kleinen Provokationen sind keine Bosheit.
Es sind Einladungen.
Einladungen, hinzusehen. Präsenter zu sein. Mit ihm im Hier und Jetzt zu sein – nicht mit meinem Daumen im Newsfeed.


Digitale Vorbildrolle: Was sieht mein Kind wirklich?

Kinder lernen durch Beobachtung, nicht durch Anweisungen.
Wenn mein Sohn mich regelmäßig mit dem Handy in der Hand sieht, speichert er das:
🔁 „Das ist normal. Das ist wichtig. Das will ich auch.“

Und dann, wenn ich sage:

„Jetzt leg das Handy mal weg!“
wird er das nicht verstehen. Zu Recht. Denn ich lebe ihm gerade etwas ganz anderes vor.


Werde ich meinem Sohn später das Handy verbieten?

Die ehrliche Antwort? Nein.

Digitale Realität akzeptieren statt verteufeln

Ich selbst nutze mein Handy täglich. Beruflich wie privat. Es ist mein Kalender, mein Fotoalbum, meine Kommunikationszentrale, mein Arbeitsgerät.
Warum sollte ich meinem Kind das vorenthalten – nur weil ich damit nicht immer achtsam umgehe?

Er lebt in einer digitalen Generation. Ob Schule, Studium, Job oder Freundschaften – vieles wird digital stattfinden.
Mein Ziel ist nicht, ihm das Handy zu verbieten, sondern ihn kompetent zu machen im Umgang damit.


„Früher ging das doch auch ohne Handy…“ – Aber zu welchem Preis?

Natürlich gab es eine Zeit ohne Smartphones.
Aber war sie wirklich besser?

Ich erinnere mich: Kein WhatsApp, keine Standorte teilen, keine schnellen Infos über Gesundheit, Entwicklung oder erste Hilfe beim Fieber.
Wenn ein Kind zu spät kam, blieb nur das Warten – mit Angst im Bauch.
Wenn etwas passierte, gab es keine Soforthilfe über Video oder App.

Heute bietet uns das Handy auch:
Sicherheit
Schnelligkeit
Verfügbarkeit von Wissen

Für mich als Mutter ist das ein beruhigendes Gefühl. Es geht also nicht um „früher vs. heute“, sondern darum: Wie nutzen wir Technologie bewusst?


Was mir besonders wichtig ist: Privatsphäre meines Kindes

Ein Punkt ist für mich nicht verhandelbar:
📵 Ich möchte mein Kind nicht öffentlich zeigen.

Klar sieht man, dass ich Mutter bin. Und ja, ich teile auch mal Momente aus unserem Alltag – aber mein Sohn ist verpixelt, von hinten zu sehen oder gar nicht sichtbar.

Warum?

Weil es nicht meine Entscheidung ist, ihn ins Netz zu stellen.
Er soll später selbst entscheiden können, wie viel er zeigen will.

Wenn er einmal sagt:

„Mama, ich möchte YouTuber oder TikToker werden“,
dann werde ich das nicht kategorisch ablehnen – aber ich werde ihn begleiten, aufklären und unterstützen.
Nicht kontrollieren, sondern schützen.


Digitale Balance: Zwischen Kontrolle und Vertrauen

Kinder brauchen beides:
🧭 Führung und 🧡 Vertrauen.

Ich will meinem Kind zeigen, wie digitale Geräte funktionieren – aber auch, wie wichtig echte Begegnungen, Langeweile, Spielen im Dreck und ungestörtes Staunen sind.

Denn die Fähigkeit, sich nicht ständig ablenken zu lassen, ist heute fast schon eine Superkraft.


Achtsamer Umgang mit dem Smartphone: Mein täglicher Lernprozess

Ich arbeite jeden Tag daran.
Nicht perfekt. Aber bewusst.

Was ich konkret tue:

  • Push-Benachrichtigungen deaktiviert – Nur die wichtigsten Apps dürfen mich „anstoßen“.
  • Bildschirmzeit begrenzt – Ich tracke, wie lange ich wirklich am Handy bin.
  • Handyfreie Zonen – Kein Handy am Esstisch oder während gemeinsamer Spielzeiten.
  • Content bewusst gewählt – Keine Doomscrolls, sondern gezielte Nutzung.
  • Regelmäßige Reflexion – Abends frage ich mich: „Wie präsent war ich heute wirklich?“

Was mein Kind wirklich braucht: meine ungeteilte Aufmerksamkeit

Ein Kind braucht keine perfekten Eltern.
Aber es braucht Menschen, die präsent sind. Die zuhören, sich bücken, mitspielen, mitfühlen.
Die auch mal sagen:

„Warte, ich lege mein Handy weg – ich will dir richtig zuhören.“

Das verändert alles.

Wie unserer Abendroutine aussieht? Die Kunst des Ins-Bett-Bringens – Familienalltag mit dem kleinen Panda


Das eigentliche Ziel: Digitale Achtsamkeit statt Digital Detox

Ich will nicht in ein extremes Schwarz-Weiß denken:
Kein Handy vs. immer Handy.
Sondern: Bewusst damit umgehen.

So wie wir auch bewusst essen, bewusst reden, bewusst atmen lernen.
Digitale Achtsamkeit ist keine Einschränkung – sondern eine Befreiung.


Was ich mir für die Zukunft wünsche

Für mich:

  • Mehr Klarheit in meinem Konsum
  • Mehr bewusste Offline-Zeiten
  • Mehr präsente Momente mit meinem Kind

Für mein Kind:

  • Einen gesunden, reflektierten Umgang mit Technik
  • Vertrauen in seine eigene Wahrnehmung
  • Vorbilder, die sich nicht hinter Bildschirmen verstecken

Mein Fazit: Ich wachse mit meinem Kind

Ich werde mein Handy nicht verbannen.
Aber ich will lernen, es bewusster zu nutzen – nicht auf Kosten meines echten Lebens.

Denn wenn mein Sohn mich ansieht und lacht, will ich nicht nur sagen:

„Was für ein schöner Moment.“

Ich will ihn fühlen
mit freien Händen, offenen Augen und vollem Herzen.


Wie sich das auf das Baby auswirkt: https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Medienkonsum-Aufklaerung-gefordert-Handy-Konsum-von-Eltern-schadet-Babys-id57386626.html



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